hat Geschichte. Sie beginnt in der Karibik:
... was macht ein gelernter Physiker, unterwegs mit Segelyacht, ohne Termindruck des nahen Urlaubsendes, wenn er nach 35000 gesegelten
Meilen einige Monate in ruhiger, sicherer Bucht einer Insel der Westkaribik mit seinem Schiff vor Anker liegt und sonst nichts Wichtiges zu
tun hat? - Er denkt über sich, über Seinesgleichen, über Götter und die Welten nach. Er sucht nach neuen Antworten auf
alte Fragen. Er glaubt, nach einiger Zeit der Kontemplation, etwas Relevantes gefunden zu haben, was sich lohnt, anderen weiter zu
erzählen. Er beginnt, den Dorntorus, seine Entdeckung, zu beschreiben ...
Problem: die Dinge sind recht abstrakt, sie lassen sich nicht mit einfachen Worten erklären. Die Mathematik dazu scheint zwar einfach,
aber mutmaßlich verstehen sie nicht so viele. Also macht er sich daran, Bilder zu zeichnen, die seine Erklärungen untermalen
sollen. Er schreibt ein Computerprogramm zum genaueren und schnelleren Zeichnen. Rasch werden die Bilder komplexer. Er braucht nun
Erklärungen, die seine Bilder beschreiben, braucht neue Bilder, die neuen Erklärungen zu verdeutlichen. Schnell steigt die Zahl der
Bilder zum besseren Verstehen der Texte aber leider auch der Umfang der Texte zum Beschreiben der Bilder. Und schließlich, wieder auf
See, Hurrikan Mitch hat zum Verlassen des Ortes gezwungen, sieht er ein,
dass die Götter und Welten ihre Geheimnisse doch nicht, auch nicht mit Computers Hilfe, so einfach jedermann offenbaren wollen.
Aber die Bilder sind jetzt da, der Physiker findet sie schön. Und sein Computerprogramm ist geschrieben. Er denkt über
Schönheit nach, über Harmonie und Ästhetik der reinen Mathematik. Er erweitert sein Programm zum Zeichnen ästhetischer
Bilder, entwickelt eine Rechenvorschrift, einen Algorithmus, und daraus einen digitalen Grafik-Synthesizer zum Erstellen „schöner
Bilder”. Zurück von der Reise, nach vielen Jahren, und jetzt mit neuen Geräten, entstehen sehr viele digitale Bilder,
mathematische Grafiken. Mathematische Kunst? Da kennt der Physiker sich
doch nicht ausreichend aus. Er nimmt Kontakt auf zu Künstlern, und einer von denen ist auch Drucker, der nun seinen virtuellen digitalen Bildern Realität verleiht. Er freut sich daran, sie füllen,
gestapelt, ein halbes Zimmer. Aber was macht man damit? Vielleicht irgendwann mal eine Aussstellung?
Eine Ausstellung! Klar! Aber wo? Wer stellt schon digital gedruckte Bilder aus? Und wer weiß überhaupt, was digitale Kunst
bedeutet? Es gibt zwar - verborgen auf den Rechnern der Künstler und verteilt in der Weite des world wide web - so viele exzellente
Bilder virtuoser digitaler Künstler, aber nur wenige wissen davon. Das müssen wir ändern, denkt sich der Physiker, und so
denkt auch sein Drucker, bei dem sich auch die schönen Bilder stapeln. Der Ort für eine Präsentation zunächst der
eigenen Bilder ist schnell gefunden: im eigenen, denkmalgeschützten Haus, in Bayern, an schönem Ort im Allgäu, in der angebauten Scheune, auf altem Plan des Bayerischen
Staatsarchivs als „Heulege” bezeichnet, ist Platz genug. Die Idee ist geboren: Digitale Kunst in der alten Heulege. Die
„Kunstlege”, das Wort, beim ersten Mal noch Versprecher, bekommt Flügel, wird schnell Realität. Am
1. September 2007 wird sie eröffnet, mit Bildern dreier Künstler, darunter die des Physikers.
Und der bin ich - Wolfgang Däumler